Z‘Fryburg in der Stadt, suufer isch‘s un glatt

Freiburg rühmt sich stets seines besonders sozialen Klimas. Dass es auch anders aussehen könnte, haben im letzten Winter zahlreiche französische Städte erfahren müssen, als Jugendliche in den armen Vorstädten gegen ihre Ausgrenzung revoltierten und Autos und Gebäude in Brand setzten.
Freiburg dagegen kann darauf verweisen, dass hier auch arme und von Armut bedrohte Menschen Wohnraum und soziale Begleitprogramme erhalten. Die Gemeinwesenarbeit wurde seit rund 30 Jahren systematisch entwickelt und zuletzt durch gezielte Quartiersarbeit ergänzt. Zentrales Steuerungsinstrument sind dabei die rund 10.000 städtischen Wohnungen, die regulierend auf den Mietpreis wirken. Mit ihnen können auch Menschen, die auf dem sogenannten frei en Markt keine Wohnung fin den, bezahlbaren Wohnraum erhalten.
Sollte jetzt die Stadtbau verkauft werden, geht ein Stück Geschichte Freiburgs verloren. Traditionelle Werte und Gemeinschaftsideen würden dem reinen Gewinnstreben von Konzernen geopfert. Seit Jahrhunderten gründeten die Kommunen ihre Identität auf den gemeinsamen Besitz. Die Gemeinde, das waren die Felder, Wiesen und Wälder, die die Bürgerinnen und Bürger gemeinsam nutzen konnten. Kommunaler Besitz diente auch der Versorgung der Armen und als Rücklage für schlechte Zeiten. Nur in größter Not griff man darauf zurück. Aber leben wir heute in Notzeiten? In Wirklichkeit existiert in den Mauern unserer Stadt mehr Reichtum als je zuvor. Dass der städtische Haushalt ein Problem hat, ist etwas völlig anderes! Um dies zu korrigieren, muss man aber nicht die Grundlagen der Kommune opfern, sondern sollte sich an die Bürgertugenden erinnern und in aller Ruhe Alternativenerörtern.

Dieser Artikel erschien in der Zeitung zum Bürgerentscheid 09/2006 von WiM.

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