Stadt lässt regionale Banken links liegen

Es ist für uns eine Zeit angekommen …

… die bringt uns keine große Freud

Die Stadt Freiburg legte 47.300.000 € bei Lehmann Brothers an. Warum?
Es gab 0,15% mehr Zinsen als bei einem regionalen Geldinstitut. Die Stadt entschied sich dafür, das Geld nicht in der Region „arbeiten“ zu lassen und damit die regionale Finanzkraft zu stärken, sondern für eine in Frankfurt an sässige Großbank. Der Gewinn bleibt nicht in der Region.
Geld an regionale Geldinstitute zu geben und Kredite von diesen zu beziehen, steigert deren Einnahmen und Gewinne, sichert entsprechende Steuereinnahmen hier in Freiburg und sichert bspw. bei der Sparkasse das Einkommen von 1.300 Mitarbeitern.

Regionale Geldinstitute leisten über ihre eigentlichen Geschäftsfelder hinaus durch Unterstützung von sozialen, kulturellen und Sporteinrichtungen einen wichtigen Beitrag für das Zusammenleben in Freiburg und tragen über die gängige Definition des „wirtschaftlichsten Angebots“ hinaus zu einer wesentlich umfänglicheren Rendite für Stadt und Region bei.

Wer dies erkennt, muss in Zukunft genau überlegen, wem er das Geld der Bürgerinnen und Bürger der Stadt anvertraut. Deshalb wären die Verwaltung und der Gemeinderat gut beraten, ihre bisherige Vergabepolitik zu Gunsten einer umfassenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zu überdenken. Die Stärkung der Region sollte in Zukunft bei allen Finanzgeschäften und Auftragsvergaben das wichtigste Kriterium sein. Was nutzt das billigste Angebot, wenn nach 5 Jahren das Produkt auseinanderfällt oder wenn die Arbeitnehmer des billigsten Betriebs schlechte Löhne bekommen und unerträglichen Arbeitsverhältnissen ausgesetzt sind.

Billig muss also nicht unbedingt am wirtschaftlichsten sein. Geldanlagen bei Geldinstituten, die in Frankfurt ihren Sitz haben, führen dazu, dass der Gewinn nicht hier, sondern dort versteuert wird. Ein Loch wird durch den spärlich höheren Zins gestopft, das andere wird aufgerissen, weil die Spenden an örtliche Vereine und die erhöhten Steuereinnahmen fehlen.

Walter Krögner

Dieser Artikel erschien in der Mieter-Zeitung 11/2008 von WiM.

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