Schlagwort-Archiv: WiM

Kiel: Wohnungen verkauft — Stadt verschuldet

Die Stadt Kiel hat 1999 die städtische Wohnungsbaugesellschaft mit ungefähr 10.000 Wohnungen verkauft. Zur nachaltigen Entschuldung hat dieser Verkauf nichts beigetragen, Kiel ist heute wieder hoch verschuldet. Auch die Kieler Stadtwerke wurden verkauft, mussten aber wieder zurückgekauft werden, da der Investor seine Aufgaben nicht erfüllte. Der Kieler Finanzchef erklärte vor einigen Wochen, dass im nächsten Jahr ein Haushaltsloch von 70 Millionen Euro drohe. Jetzt will die Stadt Kiel die Stadtentwässerung verkaufen. Doch eine Entschuldung ist auch so nicht in Sicht.

Dieser Artikel erschien in der Zeitung zum Bürgerentscheid 09/2006 von WiM.

Grüne gegen Wohnungsverkauf

Auch in Nordrhein-Westfalen kämpfen die Bürgerinnen und Bürger gegen Wohnungsverkauf. Dort plant die Regierung den Verkauf der ca. 100.000 Wohnungen der Landesentwicklungsgesellschaft LEG.

Um sich gegen diese Pläne zu wehren, hat sich die „Volksinitiative sichere Wohnungen und Arbeitsplätze“ gegründet. Träger der Initiative sind Mietervereinigungen, Betriebsräte, Gewerkschaften und Parteien – darunter auch die Grünen.

Der Landesvorsitzende der Grünen, Schneckenberger, erklärte am 27. Juni 2006: „Durch die Pläne droht NRW ein weiterer Ausverkauf günstigen Wohnraums, vermutlich wieder einmal an eine Fondsgesellschaft. Und genau das darf nicht passieren, weil es wohnungsund sozialpolitisch falsch wäre. Die Folgen wären fatal, wie eine ganze Reihe von Beispielen zeigt: höhere Mieten und weniger Mietschutz wären die Konsequenzen. Mieter und Wohnungen werden dann Spekulationsobjekte, die einen möglichst hohen Gewinn abwerfen sollen, oder deren Sanierung vernachlässigt wird, wenn sie in Stadtteilen mit sozialen Problemlagen liegen.“

Privatisierung ohne Ende

von Dieter Reiprich

Was ist eigentlich Privatisierung? Die Definition aus dem Lexikon der Globalisierung lautet: „Privatisierung ist die Einführung gewinnorientierter Steuerung in Bereiche, die bisher an Kriterien des Gemeinwohls ausgerichtet waren“.

Privatisierung wird in der Öffentlichkeit damit begründet, dass private, unter Konkurrenzdruck stehende Unternehmen effizienter arbeiten würden als öffentliche Betriebe. Tatsächlich führt Privatisierung aber dazu, dass öffentliche durch private Unternehmen ersetzt werden. Für das Verhalten privater Unternehmen ist nicht das öffentliche Interesse, sondern der eigene Gewinn entscheidend. Dies veranlasst sie immer wieder dazu, durch drastische Kostensenkungen Arbeitsplätze zu vernichten, Arbeitsbedingungen zu verschlechtern sowie die Qualität und Sicherheit der Versorgung zu vernachlässigen. Weiterlesen

Wer ein Genossenschaftsmodell will, muss mit Ja stimmen!

In den letzten Wochen wirbt der Freiburger Bauverein gezielt um Unterstützung für ein Genossenschaftsmodell.

Eine Einigung auf ein solches Modell würde die anstehende Ausschreibung der städtischen Wohnungen überflüssig machen, wenn der Bürgerentscheid den Verkauf nicht verhindere. Übersehen wird dabei, dass für diesen Fall die öffentliche Ausschreibung bereits vom Gemeinderat beschlossen wurde.

Wenn es aber zur Ausschreibung kommt, hat ein Genossenschaftsmodell keine Chance mehr. Jeder Immobilienfonds kann mehr Geld zahlen als jede seriöse Genossenschaft.

Fortress hat bereits angekündigt, beispielsweise die LEG überbieten zu können. Welcher Stadtrat wird widerstehen können, wenn es um viele Millionen geht?

Die Mehrheit wird sich dann für den besser Zahlenden entscheiden. Daher muss man am 12. November mit Ja stimmen um den Verkauf an eine Heuschrecke zu verhindern. Das ist die Voraussetzung um überhaupt über ein Genossenschaftsmodell nachdenken zu können, wenn man ein solches bevorzugt.

Bernd Wagner

Dieser Artikel erschien in der Zeitung zum Bürgerentscheid 09/2006 von WiM.

Der Verkauf löst keine Probleme

von Julia Meier

Im Jahr 2005 hatte die Stadt Freiburg 320 Millionen Euro Schulden. Deshalb will Herr Salomon die Freiburger Stadtbau verkaufen, um damit den Schuldenberg der Stadt Freiburg abzubauen.

Die regulären Einnahmen der Stadt und ihre laufenden Ausgaben klaffen weit auseinander. Der Bund verschärft das Problem: die massiven Steuersenkungen für große Unternehmen im Rahmen der Steuerreform 2002 belasten bis heute die Haushalte der Kommunen. Die Bundesregierung trifft oft Entscheidungen, deren Umsetzung Sache der Kommunen ist, stellt diesen aber zu wenig oder gar kein Geld dafür zur Verfügung. Beispiele hierfür sind das das Recht auf Kindergartenplätze für Kinder ab drei Jahren und die HartzIV-Gesetze. Dabei erklärte der Bund die Kosten zur Unterbringung der Bezieherinnen und Bezieher von Arbeitslosengeld II kurzerhand zur Sache der Kommunen, ohne vollständig dafür aufzukommen. Allein diese beiden Gesetze kosten die Stadt Freiburg jedes Jahr 30 Millionen Euro.

Dieses Problem lässt sich nicht in Freiburg lösen, sondern nur durch Druck auf die Bundesebene.

Doch gab es auch in Freiburg teure Entscheidungen: der Ausbau der neuen Messe kostete 22,5 Millionen Euro, die Gewerbesteuer wurde seit zehn Jahren nicht erhöht.

Die bundespolitischen Entscheidungen, hohe Ausgaben für Großprojekte bei gleichzeitigem Verzicht auf Einnahmen aus der Besteuerung der lokalen Wirtschaft haben unter anderem dazu geführt, dass der Haushalt nicht genehmigungsfähig ist. Das soll nicht mit den städtischen Wohnungen bezahlt werden.

Genausowenig soll die Stadt in Zukunft das Wohngeld, das Arbeitslosengeld-II-Empfänger und Geringverdiener erhalten um sich überhaupt eine Miete leisten zu können, an die Finanzinvestoren zahlen. Derzeit kommt das Geld der Stadt selbst zugute, denn Gewinne der Stadtbau – im letzten Jahr waren es über 10 Millionen Euro – werden in Freiburg wieder in den Wohnungsneubau und in die Modernisierung des Bestandes investiert. Daher trägt ein Verkauf nicht etwa zur Konsolidierung des Haushalts bei, sondern verschlimmert die Lage auf mittelfristige und lange Sicht.

Dieser Artikel erschien in der Zeitung zum Bürgerentscheid 09/2006 von WiM.

Dieser Artikel erschien in der Zeitung zum Bürgerentscheid 09/2006 von WiM.